Gedenken an die Reichspogromnacht – Erinnern heißt Verantwortung übernehmen

Am 9. November 1938 entlud sich der antisemitische Hass des nationalsozialistischen Regimes in einer Welle der Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Synagogen brannten, Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört, Menschen gedemütigt, entrechtet, vertrieben und ermordet. Auch Idstein blieb nicht verschont: Die Synagoge wurde geschändet, das Inventar zerstört und auf dem Marktplatz verbrannt. Viele jüdische Familien flohen – ihre Namen und Geschichten mahnen uns bis heute.

Die Gewalt jener Nacht war kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrelanger Hetze und Entmenschlichung. Mit den Reichsrassengesetzen von 1935 wurden Jüdinnen und Juden entrechtet und zu Fremden im eigenen Land gemacht. Aus Worten wurden Gesetze, aus Gesetzen Taten – und schließlich Verbrechen.

Erinnern heißt auch, jedem Menschen seine unveräußerliche Würde zu lassen – unabhängig von Herkunft, Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache oder Lebensweise. Eine Gesellschaft, die sich ihrer Verantwortung stellt, erkennt den Wert jedes Einzelnen an und achtet darauf, dass alle Menschen so leben dürfen, wie sie sind.

Das Netzwerk Idstein bleibt bunt steht für eine offene, vielfältige und solidarische Stadtgesellschaft. Erinnerung ist keine Rückschau allein – sie ist eine Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft, besonders in Zeiten zunehmenden Antisemitismus und gesellschaftlicher Spaltung.

Nie wieder ist jetzt.

Demokratie, Menschenwürde und Mitmenschlichkeit sind keine Selbstverständlichkeit – wir müssen sie täglich leben und gemeinsam verteidigen.

Aufruf: Kerzen als Zeichen der Solidarität

In der Nacht vom 8. auf den 9. November bitten wir alle Bürgerinnen und Bürger, eine Kerze ins Fenster zu stellen – als stilles Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Reichspogromnacht und als Ausdruck der gemeinsamen Erinnerung.

https://www.idstein-bleibt-bunt.de/9-november-1938-ein-betrag-zur-reichspogromnacht-von-joerg-fried/

Diesen Beitrag weiterempfehlen / teilen